Unsere Geschichte

Jedes Haus hat seine Geschichte. Die der Villa Dorothea ist eine besonders spannende – erzählt sie doch von den Anfängen der Usedomer Kaiserbäder, den Ungerechtigkeiten in der DDR und einem Neubeginn nach der Wende. Es treten auf: ein meerverliebter Malermeister, eine glückliche Lottogewinnerin, der eine oder andere berühmte Mine – und ein paffender Gartenzwerg.

Die Villa Dorothea wurde um 1900 von Malermeister Max Arndt erbaut – und zwar keine 300 Meter vom ersten Gästehaus des Ortes entfernt, das ein Ahne von Loriot Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Kulm setzen ließ und das heute als „Weißes Schloss“ bekannt ist. 1825 stiegen in jenem Haus die ersten Badegäste ab – der Rest ist Geschichte. Und auch Familiengeschichte: Unser Urururgroßvater fuhr in den Anfängen des Usedomer Bädertourismus die Urlauber im Pferdebus über die Insel.

Doch zurück zu unserer Villa: Noch näher wie jener historische Ort ist das Meer, das seinerzeit die „Hautevolee“ nach Heringsdorf lockte. Ein Reiseführer aus dem Jahr 1906 lobt den „vorzüglichen Badegrund“ und den Ort als das „unstreitig eleganteste Ostseebad“.  „Überall sind prachtvolle Villen entstanden,“ schreibt der Autor in dem kleinen Büchlein. Ob der weit gereiste Mensch damals auch am Haus von Max Arndt vorbeikam – und ihn dessen luftige Veranden und klassizistische Elemente vielleicht an die Palazzi Italiens erinnerten?

Ein halbes Jahrhundert später kam die schöne Villa in den Besitz unserer Familie, die nur wenige Jahre zuvor ihre erste Pension, das Haus Ingelotte in Bansin, durch die „Aktion Rose“ verloren hatten. 1953 war das, als das DDR-Regime unschuldigen Hotelbesitzern kriminelle Straftaten unterstellte, um an deren Besitz zu kommen. Unsere Urgroßeltern wurden, wie alle anderen Opfer dieser konstertierten Enteignung, für einige Tage ins Gefängnis gesteckt. Danach flohen sie nach West-Berlin, unsere Oma blieb hier. Als diese wenig später im Lotto gewann, war das offenbar mehr als Glück. Er war ausgleichende Gerechtigkeit: Von dem Geld kauften sich unsere Großeltern die schöne Villa in der Strandstraße, die heute Dorothea heißt.

Einziehen durfte die Familie dort jedoch nicht. Für drei Personen, so befand die sozialistische Wohnungsverwaltung, waren die Etagen im Haus mit ihren 120 qm viel zu groß. Also zogen andere Mieter ein – und die Großeltern als Hausmeister in den Anbau.

Dort und im Gartenhaus, dem früheren Leiterboden von Malermeister Arndt, war dann auch Platz für ein paar Pensionszimmer. Illustre Gäste wohnten hier bald – etwa der Winnetou-Mime Gojko Mitic sowie Schauspieler Fred Delmare (der eigentlich Werner Vorndran hieß und sich bei seinem Künstlernamen von seiner Liebe zum Meer inspirieren ließ). Neben der Pension betrieb unser Opa das Fuhrunternehmen weiter, das schon der Urgroßvater gegründet hatte – und das schließlich auch unser Vater weiterführte. Unsere Mutter hingegen – im Hauptberuf lange Direktorin des kleinsten Zoos der DDR, dem Tropenhaus in Bansin – übernahm die Pension.

Erst nach dem Ende der DDR konnten wir in die Villa einziehen. Genau 100 Jahre nach dem Bau durch Malermeister Arndt ließen wir die Fassade mit viel Liebe zum Detail sanieren – und erhielten dafür sogar den Kleinen Denkmalspreis des Seebades. Einige Jahre später wurde im Erdgeschoss der heutige Frühstücks- und Seminarbereich geschaffen, und zwar ganz nach baubiologischen  Grundsätzen und mit kräftigen KEIM-Farben.

villa dorothea salon

Im Jahr 1999 erwarben wir das nur wenige Schritte entfernte „Haus Hedwig“, ein hübsches kleines Wohnhaus aus dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Wir bauten um, legten die ursprünglichen Dielen frei und richtete vier Apartments mit Großmamas Möbeln ein. Im Sommer 2022 dann der nächste Meilenstein: Im Anbau nebenan wurden zwei weitere Ferienwohnungen eingeweiht – mit Stockbetten für die Kinder und großer, gemütlicher Wohnküche.

Doch was hat es mit dem Gartenzwerg auf sich? Nun, er lag lange dort, wo er hingehört, im Garten – unbeachtet und über die Jahre immer mehr verdreckt. Doch es war nie ein gewöhnlicher Gartenzwerg. Gefertigt wurde er nämlich nach dem Konterfei von Malermeister Max Arndt, dem Erbauer dieser Villa. Wir haben ihn eines Tages liebevoll restauriert. Nun liegt der Zwerg im Fensterbrett, vor Wind und Wetter geschützt – den Rücken zum Garten.